Burg Vlotho
Umgestaltung einer mittelalterlichen Festungsanlage, 1998 - 2005, Ostwestfalen-Lippe
1.Preis, ar+d award 2003, Auszeichnung guter Bauten 2004 des BDA OWL
MITTELALTERLICHER PHOENIX - Eingriffe in die Ruinen der mittelalterlichen Festungsanlage geben dem Ensemble eine neue Chance
Vlotho ist eine kleine Stadt an der Weser im Weserbergland - in der Nähe von Bielefeld. Ihre Burg -der Sage nach trieb dort auch der berüchtigte Ritter Greifenklau sein Unwesen- war, obwohl die Festungsmauern in Teilen noch gut erhalten waren, fast versunken und vergessen. LOMA konnte den 1998 ausgeschriebenen internationalen Architektenwettbewerb für sich entscheiden, da das von Ihnen vorgeschlagene Konzept nicht nur vorsah, die Ruinen in einen attraktiven Ort zu verwandeln, sondern auch die exponierte Höhenlage der Burg mit den beeindruckenden Aussichten über das gesamte Wesertal als Potential auszuspielen. Die verschiedenen Eingriffe sind mit Bedacht auf den Bestand sorgfältig ausgewählt. Überall ist die Absicht abzulesen, die Ruinen mit viel Fingerspitzengefühl zu reparieren und mit neuen Einbauten zu ergänzen. Diese neuen Einbauten zeigen sich dabei ebenso widerstandsfähig und einfach wie das mittelalterliche Gemäuer. Fast alle Einbauten sind im wesentlichen aus verzinktem Stahl, ebenso hart und kompromisslos wie die altertümlichen Steine. Die Eingriffe wurden auf einige wenige Schlüsselstellen beschränkt. Ein neues Dach überdeckt die Ruine des Palas und nun finden -vor allem in den Sommermonaten- hier wieder Feste und Feierlichkeiten, aber auch kulturelle Veranstaltungen statt. Das trapezförmige Dach folgt dem Grundriss der Ruine, durch die Verwendung von metallischem Gewebe wird das Volumen der Ruine nachgezeichnet und zugleich der Charakter des Gebäudes unterstrichen. Im Zentrum der Anlage –zur Sonne ausgerichtet– ist eine großzügige Terrasse angelegt: Sie scheint wie ein geschliffener, scharfkantiger Block aus glattem Marmor aus dem mittelalterlichen Steingeröll herauszuragen und wird durch diesen Kontrast zum Vorzimmer für die ineinandergreifenden Räume des Ensembles. Ein anderer größerer Eingriff ist die neue stählerne Brücke, die den Zugang über den Burggraben am historischen Apothekerweg ermöglicht. Die Brücke steht in Lage und Formensprache in direktem Zusammenhang mit dem darüberliegenden Balkon: Dieser stählerne Aussichtspunkt ragt aus der historischen Außenmauer heraus und ermöglicht so einen weiten Ausblick über das Wesertal. Die gesamte Raumkomposition wird von dem 50m hohen Sendeturm dominiert, der sich ebenso wie alle anderen Einbauten als Stahltragwerk mit einer Fassade aus Metallgewebe darstellt. Er liefert in seiner Form und Größe ein angemessenes strenges Identifikationszeichen für die renovierte Burganlage und ihre neue Rolle im bürgerlichen Leben. Der Entwurf scheint wie eine Geschichte der verschiedenen Zeiten zu sein, der gegliedert in Kapitel viele verschiedene Lesarten zuläßt. Die Jury des ar+d award war nicht nur von der sympathischen Art beeindruckt, mit der die Einbauten und Veränderungen gemacht wurden, sondern vor allem von der Tatsache, daß es keinen Kompromiß gibt: Altes ist immer eindeutig alt und Neues ist neu. Text : Peter Davey, Chefredakteur der Zeitschrift THE ARCHITECTURAL REVIEW, London; Fotos: Simone Scardovelli, Hamburg
Vlotho ist eine kleine Stadt an der Weser im Weserbergland - in der Nähe von Bielefeld. Ihre Burg -der Sage nach trieb dort auch der berüchtigte Ritter Greifenklau sein Unwesen- war, obwohl die Festungsmauern in Teilen noch gut erhalten waren, fast versunken und vergessen. LOMA konnte den 1998 ausgeschriebenen internationalen Architektenwettbewerb für sich entscheiden, da das von Ihnen vorgeschlagene Konzept nicht nur vorsah, die Ruinen in einen attraktiven Ort zu verwandeln, sondern auch die exponierte Höhenlage der Burg mit den beeindruckenden Aussichten über das gesamte Wesertal als Potential auszuspielen. Die verschiedenen Eingriffe sind mit Bedacht auf den Bestand sorgfältig ausgewählt. Überall ist die Absicht abzulesen, die Ruinen mit viel Fingerspitzengefühl zu reparieren und mit neuen Einbauten zu ergänzen. Diese neuen Einbauten zeigen sich dabei ebenso widerstandsfähig und einfach wie das mittelalterliche Gemäuer. Fast alle Einbauten sind im wesentlichen aus verzinktem Stahl, ebenso hart und kompromisslos wie die altertümlichen Steine. Die Eingriffe wurden auf einige wenige Schlüsselstellen beschränkt. Ein neues Dach überdeckt die Ruine des Palas und nun finden -vor allem in den Sommermonaten- hier wieder Feste und Feierlichkeiten, aber auch kulturelle Veranstaltungen statt. Das trapezförmige Dach folgt dem Grundriss der Ruine, durch die Verwendung von metallischem Gewebe wird das Volumen der Ruine nachgezeichnet und zugleich der Charakter des Gebäudes unterstrichen. Im Zentrum der Anlage –zur Sonne ausgerichtet– ist eine großzügige Terrasse angelegt: Sie scheint wie ein geschliffener, scharfkantiger Block aus glattem Marmor aus dem mittelalterlichen Steingeröll herauszuragen und wird durch diesen Kontrast zum Vorzimmer für die ineinandergreifenden Räume des Ensembles. Ein anderer größerer Eingriff ist die neue stählerne Brücke, die den Zugang über den Burggraben am historischen Apothekerweg ermöglicht. Die Brücke steht in Lage und Formensprache in direktem Zusammenhang mit dem darüberliegenden Balkon: Dieser stählerne Aussichtspunkt ragt aus der historischen Außenmauer heraus und ermöglicht so einen weiten Ausblick über das Wesertal. Die gesamte Raumkomposition wird von dem 50m hohen Sendeturm dominiert, der sich ebenso wie alle anderen Einbauten als Stahltragwerk mit einer Fassade aus Metallgewebe darstellt. Er liefert in seiner Form und Größe ein angemessenes strenges Identifikationszeichen für die renovierte Burganlage und ihre neue Rolle im bürgerlichen Leben. Der Entwurf scheint wie eine Geschichte der verschiedenen Zeiten zu sein, der gegliedert in Kapitel viele verschiedene Lesarten zuläßt. Die Jury des ar+d award war nicht nur von der sympathischen Art beeindruckt, mit der die Einbauten und Veränderungen gemacht wurden, sondern vor allem von der Tatsache, daß es keinen Kompromiß gibt: Altes ist immer eindeutig alt und Neues ist neu. Text : Peter Davey, Chefredakteur der Zeitschrift THE ARCHITECTURAL REVIEW, London; Fotos: Simone Scardovelli, Hamburg