Brücke zur Kunst
Geladener Wettbewerb, Dezember 2015, Hannover
1. Preis
Tragendes und Getragenes, Dienendes und Bedientes, „das Unten“ und „das Oben“ lassen sich in der Plastik des 21. Jahrhunderts nicht mehr voneinander trennen, sondern gehen eine Symbiose ein - spätestens seit Auguste Rodins „Bürger von Calais“ wurde die Debatte um den Sockel zur variablen und somit auch zur inhaltlichen Größe eines Kunstwerkes, Constantin Brancusi führt die inhaltliche Verschmelzung von Sockel und Kunstwerk weiter, zu einem des zentralen Thema der bildenden Kunst der Neuzeit.
Das Kunstwerk „Brücke zur Kunst“ und der im Erdreich verankerte Baukörper der Galerie „look and think“ werden inhaltlich fest miteinander verknüpft, indem der bestehende Galeriekörper als Sockel und Behälter für Kunst thematisiert und über die auf ihr schwebende Brücke künstlerisch reflektiert wird. Die Galerie selbst erfährt eine Integration in das plastische Konzept bis hin zur Verselbstständigung und Aufwertung als plastisches Element. Das aus diesen zwei Teilen gefügte „Gesamt“- Kunstwerk steht künftig in seinem tragenden Bereich an der Schnittstelle zwischen öffentlich und privat, sein getragener Bereich verbindet paritätisch ausbalanciert die Innen- und Außenwelt, den ruhigen Garten der Universität mit der metropolitanen Kulturmeile. Das Bauteil der Brücke, exakt über der vorhandenen Betontreppe schwebend, wirkt auch als dienender Transmitter zwischen Galerie und Publikum, es bezeichnet und stärkt den einzigen Zugang zur Kunst. Die Kontextualisierung und Minimalisierung in der Form nimmt aus städtebaulicher und künstlerischer Sicht auch Bezug auf die Längsausdehnung der auf den Königsworther Platz ausgerichteten ehemaligen Terrassenlinie.
Die „Brücke zu Kunst“, als Passstück über der Bestandstreppe, rahmt und verbindet den äußeren Baumbestand mit dem inneren Baumbestand und bildet, in seiner Verlängerung die Schnittlinie zwischen neuer Gebäudeterrasse und Garten ab.
Die Bezeichnung der ehemaligen, auf den Königsworther Platz ausgerichteten Terrasse durch das Brückenkunstwerk codiert den Raum als nun eindeutig öffentlich zugänglich um. Durch das Herantreten an das Kunstwerk direkt an seinen Sockel, wird der Vorplatz zum Teil der Galerie und ein erster möglicher Ausstellungsbereich.
Der Gartenbereich der ehemaligen Villa Simon stellt einen ruhigen, introvertierten Gegenpol zum städtisch belebten Königsworther Platz dar und scheint, als transitorischer Garten, aus Zeit und Nutzung gefallen zu sein. Dieser historische Gartenraum, romantisierend in seiner Gestalt, als Weiterentwicklung der Landschaftsgartenidee im 19.Jh und verkleinert auf den bürgerlichen Kontext, soll über seine Ränder in zeitgenössischer Form neu interpretiert werden.Der Gartenraum wird bespielbar als komplementär zur Galerie, die dem Grundgedanken des „white cube“ verpflichtet bleibt. Beide Räume, innen wie Außen, besitzen daher für kommende Kunstproduktionen dienenden Charakter, ein klar begrenzter Rahmen kontrastiert mit einem weich fließendem Rahmen.